Texas – Öl, Wildnis, Kulturland

Texas – der erste Eindruck täuscht ein wenig. Zunächst fallen uns die vielen Öl – und Gastürme in der Gegend von Pecos bis Fort Stokton auf. Die Häuser sind zumeist etwas vernachlässigt, selbst der große Supermarkt macht einen engen und unaufgeräumten Eindruck. Richtung Np “Big Bend” ändert sich das zur unberührten Natur, Richtung San Antonio bestimmt herkömmliche und industrielle Land- und Viehwirtschaft das Landschaftsbild.

So auf nach Marathon Richtung Big Bend NP, unserem nächste Etappenziel. Aber zunächst spielte das Wetter verrückt. Wir wollten nur tanken, mit Additiv, weil der Diesel hier nicht so ist wie der europäische. Da fing es an zu Blitzen und zu Donnern und es goß wie aus Kübeln. Gut war, dass das Auto von seinem ganzen Schmutz befreit war, ich dagegen trotz Schirm pitschepatschenaß. Dabei ist es schon außergewöhnlich, dass es um diese Jahrezeit regnet.

Und dann plötzlich stopt Corinna abrupt am Straßenrand und greift mich am Arm. Auf meiner Seite schaut mich ein gewaltiger Zwölfender auf Augenhöhe an. Nach kurzem Blickwechsel trollt er sich, ich habe gerade noch Zeit meine Kamera zu richten.

Hier sollten noch schöne Bilder von dem großen Hirsch  zu sehen sein, aber die sind leider verschwunden. Dazu später mehr.

Wir übernachten in Marathon, es sind nur noch 60 Meilen bis zum Big Bend NP, direkt neben den Gleisen. Nachts fahren die Güterzüge durch unser Wohnmobil. Ein Güterzug heißt hier: 2 Locks vorne, zwischen 100 und 150 Waggons und am Ende noch eine Schiebelock.

Nach einem echten amerikanischen Frühstück mit Spiegelei, Speck, Toast und Blueberry Pfannkuchen starten wir am nächsten Morgen.

Den Big Bend besuchen wir auf Empfehlung von 2 Amis, die lange Zeit in Rotterdam gelebt haben und mit etwa dem gleichen Womo wie unseres ihr Land bereisen. Der Park öffnet sich mit einer riesigen Ebene, die von Gebirgszügen umgeben und durchzogen wird.

Der Campground “Rio Grande Village” ist fast menschenleer. Es ist keine Saison, sagt man uns. Die Touristen kommen im Frühjahr und im Herbst, jetzt ist es normalerweise zu heiß. Wir haben Glück. Seit ein paar Tagen kühlt Regen begleitet von Blitz und Donner immer wieder die Temperatur herunter.

Wir wechseln zum CG “Chisos Basin”, pflegen Seele und Körper und genießen die Gebirgslandschaft, eine kleinere Hochebene umgeben von zum Teil schroffen Felsen, nur unterbrochen von einem schmalen Einschnitt, der den Blick auf die Ebene frei gibt, “the Window”.

Am letzten Tag wandern wir den Chisos Basin Loop, ein kurzer Trail ums Becken. Danach halten wir es etwas bequemer und erforschen mit dem Womo auf dem Ross Maxwell Scenic Drive die weitere Umgebung.

Wir stoßen auf den Rio Grande. In seiner Mitte verläuft die Grenze zwischen USA und Mexico.

Am nächsten Tag geht es zunächst kühl, dann bei brütender Hitze Richtung San Antonio. Wir kommen bis Hondo und übernachten auf dem guteun alten Walmartparkplatz.

Irgendwie freuen wir uns auf San Antonio, früher Alamo. Sie kursiert unter den texikanischen Städten als die beliebteste. Als wir durch die Stadt laufen, merken wir schnell warum. Sie verköpert wie keine andere Stadt in Texas das Durchhaltevermögen, das Aushalten um jeden Preis in der Schlacht um Alamo gegen die Mexikaner. Weiterhin bietet sie ihren Besuchern eine besonderes Vergnügen, den Riverwalk. Am San Antonio River vermag man eine Ebene unter Straßenniveau an beiden Uferseiten entlang zu schlendern, vorbei an interessanten Läden, Restaurant, die leckere Speisen anbieten, alten Bäumen, Flußtheater und Skulpturengarten, durch Hotellobbies hindurch. Alte restaurierte Speicherhäuser wechseln mit moderner Hotelarchitektur, dabei ein erfrischendes Klima im Gegensatz zur Hitze oben.

Ja und dann der Hammer. Wir kommen so gegen 16 Uhr zurück zu unserem rollenden Heim, ich schließe die Türen per Knopfdruck auf, im Innenraum liegt unsere Mappe mit Papieren auf dem Boden. Dann stellen wir verschiedene Schäden innen fest, es fehlen Kameras und Zubehör, Ausweispapiere u. a. Der Schließzylinder der Fahrertür ist mit einem Bolzengerät herausgeschlagen worden. Die Polizei kommt, nimmt den Schaden auf. Und das war’s. Wir suchen das Weite, in dem Fall das Meer, wollen den Schock im kühlenden Wasser erträglicher machen. Zu allem Überfluß kommen wir in der Dunkelheit an, finden dann aber doch noch einen Stellplatz für die Nacht. Am nächsten Morgen wechseln wir dann zu einem Campground im NP Padre Island National Seashore mit eigenem Strand. Hier wollen wir den Zwischenfall “verarbeiten”. Das sieht dann so aus, dass wir täglich wegen der Internetverbindung in die Stadt fahren, Emails abrufen oder versenden, Telefonate führen, Behörden kontaktieren usw.. Nachmittags gehen wir dann an den Strand, versuchen abzuschalten während auf der Campsite die Aggregate ihr Lied singen, allerdings nur bis 20 Uhr. Derweil pissen die Hunde des Nachbarn an die Außendusche.
Wahrscheinlich wird es etwas dauern….

Bis zum 19.7. harren wir auf dem CG aus ,auch wegen der Schmerzen im rechten Bein. Dann fahren wir an der Küste entlang und kommen bis kurz hinter Gelveston.

Die Schmerzen  kenne ich noch vom Laufen, Ischias. In der Nacht werden die Schmerzen unerträglich, kann nicht mehr schlafen, wälze mich hin und her. Wir entschließen uns für die Notaufnahme in der nahegelegenen Uniklinik. Meine Vermutungen bestätigen sich. Mit den verschriebenen Medikamenten hoffe ich die Sache in den Griff zu bekommen

Schlafen lohnt nicht mehr. Wir fahren weiter zum Village Creek Park und holen dort den versäumte Schlaf nach.

 

4 Gedanken zu „Texas – Öl, Wildnis, Kulturland“

  1. Oh je, das klingt ja nicht erholsam. Wir wünschen gute Besserung für deinen rücken,lieber Reiner, und mehr Glück für den Rest der Reise, seid vorsichtig! Hoffentlich habt Ihr keinen Ärger wg der geklauten Papiere. Viele Grüsse aus der Eifel, wo es auch gerade recht heiss ist und die kommenden Tage noch heisser werden, sollen, fast wie New Mexico, herzlich Helga und Johannes

  2. Ihr Lieben, schade das euch das passiert ist.
    Es dauert bis das verarbeitet ist… aber lasst euch nicht unterkriegen!!!
    Gute Besserung, Reiner und trotz allem weiterhin eine schöne Zeit!
    Liebe Grüße
    C&A

  3. Konservative Behandlung ist gut:
    Daten aufnehmen, gleichzeitig Grundmessungen, per Rollstuhl in eine von 25 emergency rooms, eingehende Untersuchung und Befragung durch eine Assistenzärztin, Info an den Senior Doc, dieser informiert mich über Diagnose und Therapie, ersteres wusste ich ja auch, ich bekomme Schmerztabletten und Pillen zur Muskelentspannung, beides macht dermaßen müde, daß ich mein Probleme vergesse.Behandlung hat ca. halbe Std. gedauert, 1,5 h Wartezeit, macht summa summarum 800 $!
    Heute (25.7.) gehts mir dank Ibu und Bewegung schon wieder ganz gut.
    Schöne Grüße an die Gemeine und danke für das Mitfühlen
    Nächstes Ziel: Memphis Tennessee

  4. Liebe Unerschrockenen,

    macht nicht solche Sachen, wir wollen uns vergnügen, nicht sorgen!!
    Beruhigend aber, dass es nicht San Antonio in Mexiko war…

    Reiners Schmerzanfall = klassischer Fall von psychsomatischer Reaktion auf Einbruch und Arztrechnung. Schwacher Trost, fürchte ich. Aber das wird schon wieder, bei dieser sinnenrauschenden Ablenkung durch eure Reise.

    Freut euch jetzt erstmal auf New Orleans. Wie ich aus sehr gut unterrichteten Kreisen erfahren habe, tritt dort gerade Dr. Tricky Ricky auf – ein Muss für jeden Fan dieses großartigen ……………………. (individuell ausfüllbar).

    Hier ist auch schönes Wetter. Eitel Sonnenschein, vorher und nachher tropische Nächte. Deshalb bleiben wir zu Hause und trinken, tränken, sprengen, gießen…

    Heute haben hier alle frei und die öffentlichen Einrichtungen sind geschlossen: Mick Jagger wird 75!

    An dieser Stelle auch mal einen schönen Dank für für superschöne und sehr kurzweilige Online-Präsentaion eurer Streifzüge durch die Neue Welt!

    Alles Gute für die weitere Exepedition und

    bis bald

    Rikki +Hedi

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