Tennessee – Gospel, Rock’n Roll und Whisky

Nicht weit von Memphis befindet sich der T.O. Fuller State Parc Camp Ground. Diese Art der Stellplätze ist anderen vorzuziehen, weil sie einen gewissen Standard bieten zu einem akzeptabelen Preis. Von hier aus planen wir die Stadtbesichtigung von Memphis

Aber zunächst ist Wochenende. Es sind noch Ferien, wir verschieben unseren Plan ein wenig.
Die Hitze und die Mücken machen uns zunehmend zu schaffen. Die längerfristige Reiseplanung gerät ins Stocken. Amerika ist hier nicht mehr so reizvoll. Aber zunächst ist da ja noch die “Wiege” des Rock’n Roll. Ich schwinge mich aufs Rad und will schon mal vorfühlen. Zunächst ist da direkt neben dem Park der Inddustriegürtel der Stadt. Der Amerikaner ist Autofahrer, die Straße ist vierspurig und wie so oft in einem schlechten Zustand. Große Löcher wechseln mit notdüftig aufgebrachten Teerpflastern. In der Ferne sehe ich Wohnhäuser und nähere mich dem Stadtzentrum, so denke ich. Nach zwei Blocks merke ich, dass ist das Wohngebiet der Schwarzen.Die Häuser sind klein, wenige sind ansehnlich, andere notdürftig repariert. Hier ist Armut. Ich suche einen Laden, um mir Wasser zu kaufen. Den ersten traue ich mich nicht zu betreten, den zweiten, eine unaufgeräumte Tankstelle ohne Fenster, das Gitter der Eingangstür zur Seite geklappt, betrete ich mit etwas Unbehagen. Man ist freundlich zurückhaltend. Ich bekomme mein Wasser, eigentlich alles ok.
Jetzt erst wird mir so richtig klar: Dieser Teil Amerikas ist schwarz.
Ich erkundige mich nach der Enfernung zum Stadtzentrum und entschließe mich umzukehren. Wieder einmal habe ich die amerikanischen Distanzen falsch eingeschätzt.

Der nächste Tag ist wieder gefüllt mit Programm. Im Reiseführer wird neben der berühmten Beale Street ein Besuch der Full Gospel Tabernacel Church von A.L Green empfohlen. Wir machen uns nach dem Frühstück auf zum Sonntäglichen Gottesdienst und kommen zu früh. Der Church Service beginnt erst in 1,5 Stunden, aber “wir könnten ja in die Biebelstunde…”.! Nein danke, wir kommen später noch mal vorbei,

Wir überlegen. Nicht weit ist der Elvis Presley Boulevard und Graceland, die Bleibe von Elvis. Wir zögern nicht lange, fahren los. Keine Führung, nur mal schauen. Der frühe Elvis hatte es ja noch drauf, aber später, mhm. So begnügen wir uns mit dem, was wir beim Schlendern auf dem Boulevard sehen: Die Villa, seine Düsenjets, die Fanmauer, der Souvenirladen usw.

 

Dann wurde es auch schon wieder Zeit für unseren Gospel-Gottesdienst. Einen Teil der Biebelstunde haben wir dann doch noch mitbekommen, eher locker, lustig, dann wieder beschwörend. Interessant, die Resonanz im schwarz weiß gemischten Publikums.

Bibelstunde

Dann kurze Pause, eine Band in voller Besetzung baut Ihre Instrumente auf, man begrüßt sich, plaudert miteinaner, wir werden gefragt von wo wir kommen, werden mit einbezogen.
AL Green….., da war doch was?
Es wird ruhiger, ein Chor nimmt hinter dem Rednerpult Platz. Die Band beginnt. Es singt ein junges Mädchen mit toller Stimme, begleitet von Kapelle und Chor. Klassischer Gospel ist das nicht, eher das, was man früher Soul nannte, durchsetzt mit Gospelelementen. Einzelne Sänger aus dem Chor aber auch aus dem Publikum treten auf, mal langsame Songs, mal schneller, tolle Stimmen, Songs mit religiösem Inhalt aber kein Gospel, Funky Music, Soul, Rythm and Blues. Und das Publikum ist aus dem Häuschen. Alle stehen und tanzen, wir tun desgleichen.)

Ja dann kommt er, der Kichengründer, der Bishop wie er sich nennt, der Hauptact, AL Green. Er beginnt zu predigen, begeistert hier schon sein Publikum. Kaum hörbar setzt die Band musikalische Akzente. A.L. beginnt unvermittelt dazu zu singen wie James Brow in seinen besten Zeiten, das Publikum steigert sich in seinen Bewegungen, singt mit wie der Chor. Corinna.: Die kommen Sonntags doch hierhin um zu tanzen.

Dann kehrt wieder etwas Ruhe ein, der Meister erzählt vom Wert des Geldes, von Gott und seiner Rolle für die Menschen und wieder beginnt der nächste Song leise, langsam, um dann wieder loszubrechen.

Gospel, Blues, Soul und Rock – hier verbindet sich alles zu einer Musik, die die Menschen in die Kirche treibt, jung, alt, arm oder reich, weiß oder schwarz. Drei Stunden und mehr.
Wir sind dann noch in die Beale Street gefahren. Das Tolle an der Straße: sie ist wie ein Live-Museum der Musik der 50iger, 60iger und vielleicht noch 70iger Jahre. Live Musik, Läden mit alten Fotos und Konzertplakaten, T-Shirts mit den alten Stars, seltene Venylscheiben, Literatur und, und, und

Beale Street

 

Danach hatten wir mächtig Hunger und suchten gezielt nach dem Central BBQ Restaurant, wirklich sehr zu empfehlen.

 

Wir fuhren dann noch einige Meilen Richtung Nashville und landeten im Nachez Track State Park, fast ganz alleine. Am Abend habe ich dann noch ALGreen gegoogelt: ein erfolgreicher Soulmusiker und Produzent, eigentlich bis heute, der mit bekannte Größen wie Annie Lennox und…….. zusammengearbeitet hat.
Tags drauf haben wir uns mit der Organisation, der Rückreise und Verschiffung beschäftigt, fuhren noch ein bischen, bogen dann aber kurz vor Nashville Richtung Tullahoma ab. Hier steht die Destillerie, in der ein vortrefflicher sour mash Whisky hergestellt wird: Der George Dickel Whisky.

Wir hatten bei unserem Schottlandurlaub verschiedene Destillerien inklusive Tasting besucht. Interessant war jetzt der Vergleich mit dem schottischen, aber auch mit den hiesigen Bourbon-Whiskeys. Man trinkt ihn ohne Wasser oder andere Zusätze, er ist der älteste amerikanische Whiskey und er wird z. Tl. länger als zwei Jahre gelagert.Besonderheiten: “Frischer” klarer Whisky direkt aus der Destille, fast wie Teqilla und Whisky im Tabascofaß gelagert, scharf im Abgang.
Leicht angetüdelt fuhren wir dann noch unvernünftigerweise bis in das Randgebiet der Great Smoky Mountains. Es begann zu regnen. Im Halbdunkel fanden wir wieder ein natürliches Plätzchen auf dem North River Campground, nicht weit von der Grenze zu North Carolina.
Der Regen hörte nicht auf, die Temperaturen am Morgen waren aug 16 Grad gesunken, vor ein paar Tagen waren es noch 20 Grad mehr.

Heute ist der 02.08. 2018. Um 8:00 ist Iwa zur Untersuchung auf ihre Flugfähigkeit beim Veterinär. Wir verspäten uns um 1 Stunde, weil wir wieder mal eine Zeitzone unbemerkt überschritten haben. Danach durchfahren wir die Smoky Mountains und das Chirokeesenreservat.

Es regnet ununterbrochen. Wir beenden unsere Etappe im Black Rock Mountain State Park.

Regenwald